Borstel – St. Nikolai

Text von:
Martin Böcker, Kantor und Organist – Orgelsachverständiger, Kirchenmusikbüro
Cosmaekirchhof 5, D 21682 Stade
Tel. & Fax: ++49 – 4141 – 92 22 19
e-mail: boecker-stade@t-online.de

16. Jahrhundert: Die ursprüngliche Orgel wurde vermutlich in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts gebaut. Das Instrument stand „nordseits neben dem Altar" (Inventarium von 1784). Aufgrund der Bauweise der Pfeifen aus dieser Zeit kann auf einen Orgelbauer aus der Hamburger Schule von Scherer oder Fritzsche geschlossen werden.

1637 und 1638:  eine Reparatur durch Gottfried Fritzsche (Hamburg)  ist bezeugt.

6. Mai 1677: Mit Arp Schnitger wird ein Kontrakt zum Umbau der Orgel abgeschlossen. Aus diesem Kontrakt geht hervor, dass die Orgel aus Hauptwerk, Brustwerk und Pedal bestand. Schnitger überholt Bälge, Kanäle und Windladen, stellt die Trompete 8’ im HW wieder her und fertigt neue Klaviaturen mit Manualkoppel. An Stelle der Cimbel im HW baut Schnitger eine Octav 2’ und im Pedal für Bauernflöte 2’ eine Octav 4’

1766:  Johann Paul Geycke aus Hamburg arbeitet an der Orgel. Seine Reparaturarbeiten beziehen sich auf Bälge, Kanäle, Windladen, Mechanik, Klaviaturen, Tremulant, und Zungenstimmen.

1770 und 1771: Das Kircheninnere wird umgestaltet. Geycke wird beauftragt, die gesamte Orgel umzubauen und auf die Westempore zu verlegen. Das Instrument bekommt ein neues Gehäuse. Außerdem beinhalten die Arbeiten zwei zusätzliche Bälge, neue Kanäle, zwei neue Pedalladen, eine neue Mechanik, eine neue Posaune 16’ und Octav 8’ im Pedal. Cornet 2’ (Ped) wird zur Trompete 4’ umgestellt. Der Principal 8’ im HW wird foliert und die BW-Türen erhalten folierte Blindpfeifen. Alle Werke erhalten ein Ventil und die Zimbelsterne werden in den Basstürmen angebracht.

1808: Georg Wilhelm aus Stade führt eine Reparatur an der Orgel durch.

Ca. 1830: Für die Orgel ist in den 30er Jahre des 19. Jahrhunderts folgende Disposition durch Renken mitgeteilt:

Hauptwerk  

 

Brustwerk  

 

Pedal  

 

Principal  

8’  

Quintadena  

8’  

Subbass  

16’

Quintadena  

16’  

Flöte  

4’

Principal  

8’

Gedackt  

8’  

Octave  

2’  

Octava  

4’

Octava  

4’

Quinte  

1 1/3’  

Octava  

2’

Nasat  

3’  

Regal  

8’  

Posaune  

16’

Quinte 1 1/3’     Trompete 8’
Mixtur III-IV     Trompete 4’
Trompete 8’        

Manualumfang: CDEFG – c’’’, Pedalumfang: CDE-c’
2 Zimbelsterne, Tremulant, 3 Ventile, 6 Bälge

1848 bis 1849: Eine durchgreifender Umbau durch Philipp Furtwängler, Elze. Die Arbeiten enthalten den Bau eines ganz neuen Hinterwerks statt des BW, den Bau neuer Windladen, Klaviaturen und Spieltraktur. Das Pfeifenwerk wird umintoniert.

1857: Furtwängler führt eine „Generalstimmung" durch. Die Disposition der Orgel lautete bis zu Beginn der Restaurierungsmaßnahmen, die 1993 zu Ende gingen:

Hauptwerk  

 

Hinterwerk  

 

Pedal  

 

Principal  

8’  

Spitzflöte

8’  

Subbass  

16’

Bordun

16’  

Dolce-Flöte  

8’

Principal  

8’

Gedackt  

8’  

Gamba  

8’  

Violon

8’

Octava  

4’

Gedactflöte  

4’  

Octava  

4’

Gedact 4'

Gemshorn  

4’  

Gedact 4'

Nasat  

3’  

Flageolet 2'

Posaune  

16’

Octava 2’        
Tertia 1 3/5'        
Mixtur III        
Trompete 8’        
           
           

Manualumfang: CD – c’’’ Pedalumfang: CD – c’
Glockenspiel, Calcantenzug, Manualkoppel, 4 Bälge ¾ Ton über normal

1993: Einer umfassenden Restaurierung der Orgel durch die Fa. Gebr. Hillebrand (Altwarmbüchen), die das Instrument dem Zustand im 18. Jahrhundert (Geycke) annäherte, wurde in dieses Jahr abgeschlossen.

Die heutige Disposition lautet:

Hauptwerk  

 

Brustwerk  

 

Pedal  

 

Principal  

8’ (H)

Quintadena  

8’ (a,H)

Subbass  

16’ (a)

Quintadena  

16’  (a)

Flöte  

4’ (a,H)

Principal  

8’ (G)

Gedackt  

8’ (a)

Octave  

2’ (H)

Octava  

4’ (S)

Octava  

4’ (a)

Quinte  

1 1/3’ (H)

Octava  

2’ (F)

Gedact 4' (a,H)

Regal  

8’ (H)

Posaune  

16’ (H)

Nasat  

3’ (a,H)

    Trompete 8’ (H)
Octava 2'(a,H)     Trompete 4’ (H)
Tertia 1 3/5’ (a,H)        
Mixtur IV (H)        
Trompete 8’ (a,H)        
           

Pfeifenwerk:
a = 16. Jahrhundert
F = Gottfried Fritzsche (1637/38)
S = Arp Schnitger (1677)
G = Johann Paul Geycke (1770/72)
H = Gebr. Hillebrand (1993)

Manualumfang: CD – c’’’ Pedalumfang: CD – c’
Manualschiebekoppel, Tremulant, Cymbelstern
Tonhöhe ca. ¾ Ton über normal (a’ = 474 Hz bei 16° C)
Stimmung: modifiziert mitteltönig
Winddruck: 76 mm WS
4 Keilbälge