Notice of the organbuilder Georg Jann about the Arp Schnitger organ in Moreira

Ich habe diese Orgel ca. 1987 bei einer Orgelreise mit Con. Padre Santos gesehen und sie sofort als eine nicht iberische Orgel erkannt. Da ich als Erbauer Arp Schnitger vermutete, habe ich den deutschen Orgelsachverständigen Uwe Droszella gebeten, ein Gutachten zu erstellen. Aus diesem Gutachten ging hervor, daß es sich um eine Orgel von Arp Schnitger handeln mußte, auch wenn es einige Punkte gibt, die sich an deutschen Orgeln von A.Schn. nicht finden.

Nach sehr langwierigen Verhandlungen und einer deutschen Finanzhilfe ist es schließlich 1998 zum Restaurierungsvertrag gekommen.

Bei den Abbauarbeiten haben wir originale Signierungen gefunden:

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Erwähnenswert sind folgende Tatsachen:

  1. Die Orgel war, als ich sie fand, einmanualig - was den Berichten widerspricht – aber die Studien an der Windlade haben gezeigt, daß es sich ursprünglich um eine zweimanualige Orgel handelte – und als solche wird sie restauriert.
  2. Die Orgel war hier hinterspielig – aber die Arbeiten am Wellenbrett haben gezeigt, daß sie ursprünglich vorderspielig war – und als solche wird sie restauriert.
  3. Das original verarbeitete Holz ist Eiche – es fanden sich aber Schnitzarbeiten aus Kastanie und Pinie. Es sind typisch portugiesische barocke Schnitzereien. Auch wurde ein „Krönchen" hinzugefügt. Die restaurierte Orgel hat das portugiesische Schnitzwerk nicht mehr.
  4. Alle vorgefundenen Pfeifen sind noch original, zwar teilweise in einem äußerst bedauernswerten Zustand, aber sie wurden fachgerecht restauriert. Interessant ist, dass die Portugiesen dieses nicht verändert haben. Vielleicht ist dies das überhaupt originalste Pfeifenwerk, weil es noch nie restauriert wurde. Vollkommen kernstichlose Pfeifen, an den Mündungen noch die Zirkelrisse der Produktion. Nicht mehr zu restaurieren waren die Prospektpfeifen.

Die Fragen nach dem „Warum" der Veränderungen lassen sich relativ leicht beantworten:

Zu 1. Als Schnitger die Orgeln nach Portugal lieferte, waren hier 2-manualige Orgeln noch nicht üblich, sondern 1-manualige mit geteilten Schleifen. Man konnte also mit einer solchen komplizierten Orgel hier nicht viel anfangen – also baute man sie um.

Zu 2. Die Orgeln standen in Portugal normalerweise in Ordenshäusern. Es durfte kein „ungeweihter" Organist den Kirchenraum betreten – was dieser bei vorderspieligen Orgeln hätte tun müssen. Deshalb änderte man dieses Instrument auf hinterspielig und konnte es auf einem Seitenbalkon einer Ordenskapelle aufstellen.

Da die Orgel jetzt wieder vorderspielig ist, mußte das Balkon in der Igreja S. Salvador von Moreira da Maia – ihr originaler Standplatz – vergrößert werden.

Bei den Restaurierungsarbeiten wurde die vorgefundene Farbfassung repariert. Ob sie von Schnitger stammt, ist ungewiß und unwahrscheinlich.

Mit freundlichen Grüßen,

Georg Jann, Orgelbaumeister